5. bis 20.März 2010 nach Miami und Fort Lauderdale
Liebe IPA- Freunde,
zu Beginn meines Reiseberichtes möchte ich mich kurz vorstellen. Ich heiße Jens Kugelmeier, bin 25 Jahre alt, Polizeikommissar und zurzeit als Sachbearbeiter im Wechselschichtdienst bei der Polizeiinspektion Altenkirchen (Westerwald), nördliches Rheinland-Pfalz, tätig.
Offizielles Mitglied der IP A, V erbindungsstelle Betzdorf im Landkreis Altenkirchen, bin ich seit dem Jahr 2009.
Auf die Idee gekommen, an der Studien- und Bildungsreise nach Miami und Fort Lauderdale teilzunehmen, bin ich aufgrund der Reiseausschreibung auf der Internethomepage IP A-Deutschland.
Des Weiteren faszinierten mich die Erzählungen zweier Kolleginnen, welche in der Vergangenheit an der besagten Reise teilnahmen und viel Positives zu berichten wussten!
So meldete ich mich letztlich im Oktober 2009 für die besagte Bildungsreise bei der IPA an, um mich dienstlich weiterzubilden und Kontakte zu amerikanischen Berufskollegen zu knüpfen.
Im polizeilichen Fachjargon heißt das glaube ich, einmal „über den Tellerrand“ schauen. So viel kann ich versprechen, wer sich traut, wird anschließend sicherlich nicht enttäuscht sein.
Unsere Reisegruppe bestand mit unseren Referenten „Martin Laubis“ aus insgesamt 23 Polizeibeamten/ innen, aus ganz Deutschland.
Die erste Bekanntschaft untereinander machten wir am Flughafen Düsseldorf. V on dort sollte der neuneinhalbstündige Flug nach Amerika losgehen. Angekommen im Sonnenstadtstaat Florida (USA), schien aber gar nicht die erhoffte Sonne, weil wir nach zweistündiger V erspätung erst am späten Abend in Miami landeten.
Bereits beim Verlassen des Flugzeuges, wurden wir von zwei amerikanischen Kollegen empfangen und begrüßt. Wir wurden zunächst auf schnellstem Wege an allen größeren Warteschlangen vorbei zu den Einreisekontrollen und später zu den Gepäckbändern geschleust.
Die erste Impression außerhalb des Flughafens war erfreulich. Im Gegensatz zu Deutschland lag kein Schnee, die Temperaturen waren sehr angenehm und die Straßen waren mit wunderschönen Palmen gesäumt.
Nach Übernahme der Mietfahrzeuge ging es schließlich unter polizeilicher Begleitung weiter, über die fünf- bis sechsspurigen typisch amerikanischen Highways zu unserem Hotel, dem RIU Florida Beach, am Miami Beach gelegen.
Das Programm der Studien- und Bildungsreise war in den nächsten zwei Wochen „stramm“ organisiert. So stand im Vordergrund der Reise der Aspekt der Förderung einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, vornehmlich der Besuch bei Polizeibehörden und -einrichtungen und der Kontakt und Austausch mit amerikanischen Berufskollegen und IPA-Freunden. U.a. fand so beispielsweise am ersten Tag unseres Pogramms auch ein Grillnachmittag im Rahmen des „Annual Picnic“ mit IPA-Freunden aus dem Raume Miami und dem Organisator des Pogramms vor Ort, „Jerry Rudoff (Lt. Ret.)“, statt. Hierbei stand das freundliche Miteinander und Kennenlernen im Fokus des Nachmittags
Zu unseren weiteren Pogrammpunkten der Studien- und Bildungsreise gehörten
– eine Tour mit Propellerbooten durch die Everglades mit der Miccosukee Indianer Polizei und Besuch des dortigen Police Headquarters
– der Besuch der Hafenpolizei im weltgrößten Passagierhafen (Miami Dade Operations) sowie Ausflug nach Key Biscayne,
– der Besuch der Coast Guard (Küstenwache von Miami)
– eine Streifenfahrt in einer Schicht (Früh- und Spätschicht) bei einer Police Station mit der Möglichkeit eines Hubschrauberfluges über Miami
– der Besuch des Training Bureau (Ausbildungszentrum für Polizeianwärter), Teilnahme an der dortigen Schießausbildung und Einweisung bzw. Möglichkeit des freiwilligen Beschusses durch einen „Elektro- Taser“ (Elektroschockpistole)
– Besuch der DEA (Drug Enforcement Administration – US-Drogenbehörde)
– Besuch des Sheriff’s Departement von Broward County mit Fort Lauderdale Fahrt mit Maritime Unit durch die Kanäle Fort Lauderdales und auf dem Meer
– Besuch der Hundestaffel K9 sowie Pferdestaffel und der S.W.A.T. Einheit
– eine Jail-Tour (inkl. Boot Camp), Besuch von drei unterschiedlichen Gefängnissen
– Besuch des Miami Dade Police Headquarter sowie die durch die gleichnamige Fernsehsendung berühmt gewordene Kriminallabor „CSI“ (Crime Scene Investigation Bureau) (Abt. DNA, Spurensicherung, Ballistik, Rauschgift)
– und diverse Veranstaltungen mit IPA-Freunden und ihren Angehörigen aus der Region Miami
Persönlicher Höhepunkt des Pogramms war für mich der Besuch des Sheriff’s Departement von Broward County mit dem dortigen Training des „S.W.A.T. – Team“ und deren Firearms Training Center. Hier wurde uns die Möglichkeit gegeben am Einsatztraining teilzunehmen und mit den Angehörigen des örtlichen SWAT-Team in deren Schutzausrüstung, mit Blendgranaten und Farb-/ FX-Munition, das Eindringen in ein Übungshaus zu trainieren. Ziel war es wie bei amerikanischen Spezialeinheiten üblich, die „Bad Boys“ auszuschalten und ich muss sagen, es ist uns mit Bravur gelungen!☺
Auch die in Broward County durchgeführte Fahrt mit den dortigen Speed- Booten der Maritime Unit durch die Kanäle Fort Lauderdales und auf dem Meer, mit 60 Mph (~100 km/h) war ein Erlebnis für uns.
Ein weiterer Höhepunkt war für mich als Sachbearbeiter aus dem W echselschichtdienst, die Streifenfahrt/ der Schichtdienst im „Intracoastel District“ von Miami Dade. Im neun Stunden Dienst wurden schnell Unterschiede zur deutschen Polizeiarbeit sichtbar. So gibt es zum einen nach Einsätzen lange nicht so viel Schreibarbeit zu erledigen wie bei uns in Deutschland und zum anderen wird die Schreibarbeit direkt auf dem in jedem Fustw. befindlichen Notebook erledigt. Mit diesem können jederzeit jegliche Abfragen, Einholung von Auskünften und Anzeigenaufnahmen im Fustw. selbst getätigt werden. Deshalb sind die amerikanischen Kollegen meist auch volle acht Stunden auf der Straße. Kurze Abstecher zur Polizeidienststelle werden durch die Polizeiführung nicht gerne gesehen, so dass Toilettengänge und Essensaufnahme auf der Straße bzw. in örtlichen Geschäften erfolgen.
In den meisten Fällen/ Einsätzen reichen für die Anzeigenaufnahme zwei bis drei Sätze Schreibarbeit aus. Wenn bereits drei Seiten Sachverhalt durch den „Officer“ geschrieben werden, dann liegt, wie persönlich erlebt, ein Einbruchdiebstahl mit anschließender Festnahme von fünf Personen, nach vorherigen Schusswaffengebrauch und Sicherstellung von fünf illegalen Waffen und Vorführung der Täter bei Gericht, vor.
Die achtstündige Streifenfahrt verbrachte ich mit meiner amerikanischen Kollegin „Janett“. In den USA bekommt jeder „Officer“ einen eigenen Fustw. zugeteilt, den er auch mit nach Hause nimmt. Weiter unterscheidet sich die Arbeit vor Ort im Gegensatz zu Deutschland auch darin, dass alle amerikanischen Kollegen immer alleine im Fustw. fahren und nicht wie bei uns zu zweit.
Kommt es jedoch zu gefährlichen Einsätzen, so sind innerhalb von wenigen Augenblicken mindestens fünf weitere Streifen vor Ort.
Sehr interessant fand ich auch die Ausführungen der Ausbilder/ Dozenten bei dem örtlichen Ausbildungszentrum für Polizeianwärter, zur Anzahl der Theoriestunden über die Gesetze von Florida bzw. den USA und den spezifischen Gesetzen von Miami, in der nur sechsmonatigen Ausbildungszeit.
Im Vergleich zu unserem dreieinhalbjährigen Studium mit über 2000 Stunden Gesetzeslehre, werden die amerikanischen Polizeianwärter in ihrer Ausbildungszeit mit nur 80 Stunden Theorie in die Praxis entlassen. („Learning by Doing“!!)
So zeigte sich in der täglichen Praxis bei manchen amerikanischen Kollegen oft ein rechtliches Defizit auf die zutreffenden Maßnahmen.
Hinsichtlich der Eigensicherung und den dafür nötigen Trainings ist uns die Polizei von Miami meiner Meinung nach weit voraus. Muss sie auch, da fast jeder Bürger in Miami eine Waffe besitzen darf und auch besitzt. Der Eigensicherung kommt daher enormer Bedeutung zu!
Entgegen der berühmten Fernsehsendung CSI- Miami, hat mich der Besuch des realen Kriminallabors „CSI“ (Crime Scene Investigation Bureau) schon etwas enttäuscht.
Vielleicht lag es daran, dass bei unserer Besichtigung CSI- Mitarbeiter aus den verschiedenen Abteilungen bereits Feierabend hatten oder vor Ort eigentlich auch nur mit „Wasser“ gekocht wird.
Dortige Arbeit ist mit der Hiesigen unseres Bundeskriminalamtes und den Landeskriminalämtern vergleichbar. Einziger Unterschied, in den USA stehen anscheint mehr finanzielle Mittel für die Arbeit der Polizei zur Verfügung und alles im dortigen Büro ist aufgrund der Größenordnung der Stadt Miami auch folglich größer angelegt. Nichts desto trotz war es auch interessant, einmal das berühmte CSI- Miami live zu sehen.
Die kostbare Freizeit, meist in den Abend-/ Nachtsstunden, konnten wir frei planen und nutzen wie wir wollten. So war die Möglichkeit gegeben einfach nur am Strand zu relaxen oder beispielsweise mit den Mietfahrzeugen Ausflugsfahrten nach Key West pp. zu unternehmen. Einige zogen es vor die unzähligen und vor allen Dingen riesigen Malls (Einkaufszentren) aufzusuchen und sich dort entweder müde oder arm zu „shoppen“.
Am späten Abend wurde dann meist der weltberühmte und teure Ocean- Drive zum Feierabendbierchen aufgesucht, bevor es wieder am nächsten Tag mit dem Pogramm weiter ging.
Alles im allem kann ich die Teilnahme, der hier leider nur in Bruchstücken dargestellten Bildungsreise jedem Kollegen empfehlen, der noch die Möglichkeit hat, daran teilnehmen zu dürfen. Man erhält Einblicke in den amerikanischen Polizeialltag, insbesondere hier in Miami, die ansonsten so nie erfahren werden könnten. Als deutsche Polizeibeamte und Gäste des Miami Dade Police Departement wurden wir überall mit offenen Armen empfangen, genossen die überaus großzügige Gastfreundschaft, „es öffneten sich diverse Türen…“!
Unterschiede zur deutschen Polizei, sowohl in positiver als auch negativer Art und Weise werden sichtbar. Ich kann sagen, dass ich vieles mitgenommen habe und lange von der Bildungsreise zehren werde.
Die Bildungsreise war von Anfang bis Ende sehr gut organisiert und im Nachhinein von allen Teilnehmern/ innen als durchweg gelungen bewertet worden. Hierfür abschließend noch einmal einen großen Dank an unseren Referenten „Martin Laubis“ für sein Engagement.
In diesem Sinne sag ich „good bye“ oder wie es der Kollege in Miami zum Abschied sagt bzw. wünscht „stay safe“!
Jens Kugelmeier